Das in rotes Leder eingebundene, mit Goldschnittkante versehene
Gästebuch der Diezer Familie Pfeiffer, später Fuchs – bis heute im
Familienbesitz – verzeichnet die Besuche im Wohnhaus in der
Wilhelmstraße vom September 1906 bis zum Mai 1944. Die zahlreichen
Einträge der Gäste entstanden zumeist bei der Gelegenheit geselliger und
bisweilen feucht-fröhlicher Festlichkeiten, Tee- und
Abendgesellschaften und anderen privaten Zusammenkünften im gediegenen,
feierlichen Rahmen. Unter den Gästen befanden sich durchweg Angehörige
Diezer Bürgerfamilien, aber immer wieder auch Auswärtige:
Schauspielerinnen, Maler, Militärs, Journalisten, Kunsthändler und
Schriftsteller, darunter auch Besucher aus dem Ausland.
Was im Buch
hinterlassen wurde, ist ziemlich vielseitig. Im einfachsten Falle waren
es bloße Autogramme. Doch finden sich auch umfangreiche Danksagungen,
Trinksprüche und Lieder, meist als Lobreden oder Lobgesänge auf
Kochkunst und Gastfreundschaft des Hauses. Weitere Einträge enthalten
anlassbezogene Literaturzitate und tagespolitische Anspielungen.
Eine Besonderheit unter den vielen Möglichkeiten, sich im Gästebuch zu verewigen, bildet eine kleine Zahl von Karikaturen. Sie stammen überwiegend von einem durch Robert Heck eingeführten Gast, dem Triester Maler Adolfo Levier. Levier, den Heck im Jahr 1906 in Rom kennengelernt hatte, kam in den folgenden Jahren mehrfach zu Besuch nach Diez und malte dort auch Portraits aus dem Kreis der Gäste des Hauses Pfeiffer. Ganz in der Rolle des Künstlers nutzte er die Aufforderung zur Unterschrift, um mit knappen, aber treffenden Strichen oder Pinselzügen einige der Anwesenden zu karikieren. Leviers Karikaturen tragen sehr zur Bereicherung des Gästebuchs bei, denn sie vermitteln einen deutlichen visuellen Eindruck davon, wie man sich die Teilnehmer dieser privaten großbürgerlichen Zusammenkünfte in Kleidung und Habitus vorzustellen hat.