Kolorierte Daguerreotypie: Porträt des Fr. A. Gottschalk, um 1850

    April 2017

    In den Sammlungen der Stadt Diez lässt sich immer noch die eine oder andere kleine Überraschung finden. So beherbergte ein beschrifteter Karton mit Zinnsoldaten und Brillen neben dem Erwarteten auch eine kleine Daguerreotypie: ein Porträtbild, hergestellt nach einem der beiden ältesten, 1839 erfundenen fotografischen Verfahren. Wie seinerzeit üblich, wurde das Bildnis in die rechte Seite eines lederbezogenen, mit einem Stoffkissen ausgepolsterten Klappetuis eingepasst. Darin ist es licht- und stoßgeschützt geborgen und konnte ausgewählten Betrachtern als kostbares Kleinod präsentiert werden.
    Im Ovalausschnitt eines goldfarbenen Passepartouts sieht man frontal die Halbfigur eines wohlgenährten Mannes im Mittfünfzigeralter. Er trägt einen dunklen Gehrock, Frack und Querbinder zu hellem Hemd. Mit dieser bürgerlichen Kleidung, strengem, entschlossenen Blick und sauber gescheitelten, mittellangen Haaren vermittelt er den Eindruck eines Mannes von Rang der ausgehenden Biedermeierzeit. Eine gehobene Stellung ist ohnehin bei fast allen mittels einer Daguerreotypie Porträtierten vorauszusetzen, denn ein solches Bild konnten sich nur sehr Wohlhabende leisten. Zusätzlichen Aufwand zum komplizierten Daguerreotypieverfahren bedeutete die feine rosafarbige Kolorierung des Gesichts. Hier musste sehr behutsam gearbeitet werden, um die empfindliche Silberamalgamschicht des Bildes nicht zu beschädigen.

    Über den Abgebildeten ist außer Namen und Geburtsjahr noch nichts Näheres bekannt. Ein eingeklebtes Papierfähnchen mit dem Schriftzug „F. A. Gottschalk. Geboren 1795.‟ gibt immerhin einen klaren Anhaltspunkt. Es wird noch einiger Nachforschungen bedürfen, um an weitere Informationen zur Person Gottschalks zu gelangen. Vielleicht trägt die Veröffentlichung des Fundes dazu bei.


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