In den Sammlungen der Stadt Diez lässt sich immer noch die eine oder
andere kleine Überraschung finden. So beherbergte ein beschrifteter
Karton mit Zinnsoldaten und Brillen neben dem Erwarteten auch eine
kleine Daguerreotypie: ein Porträtbild, hergestellt nach einem der
beiden ältesten, 1839 erfundenen fotografischen Verfahren. Wie
seinerzeit üblich, wurde das Bildnis in die rechte Seite eines
lederbezogenen, mit einem Stoffkissen ausgepolsterten Klappetuis
eingepasst. Darin ist es licht- und stoßgeschützt geborgen und konnte
ausgewählten Betrachtern als kostbares Kleinod präsentiert werden.
Im
Ovalausschnitt eines goldfarbenen Passepartouts sieht man frontal die
Halbfigur eines wohlgenährten Mannes im Mittfünfzigeralter. Er trägt
einen dunklen Gehrock, Frack und Querbinder zu hellem Hemd. Mit dieser
bürgerlichen Kleidung, strengem, entschlossenen Blick und sauber
gescheitelten, mittellangen Haaren vermittelt er den Eindruck eines
Mannes von Rang der ausgehenden Biedermeierzeit. Eine gehobene Stellung
ist ohnehin bei fast allen mittels einer Daguerreotypie Porträtierten
vorauszusetzen, denn ein solches Bild konnten sich nur sehr Wohlhabende
leisten. Zusätzlichen Aufwand zum komplizierten Daguerreotypieverfahren
bedeutete die feine rosafarbige Kolorierung des Gesichts. Hier musste
sehr behutsam gearbeitet werden, um die empfindliche
Silberamalgamschicht des Bildes nicht zu beschädigen.
Über den Abgebildeten ist außer Namen und Geburtsjahr noch nichts Näheres bekannt. Ein eingeklebtes Papierfähnchen mit dem Schriftzug „F. A. Gottschalk. Geboren 1795.‟ gibt immerhin einen klaren Anhaltspunkt. Es wird noch einiger Nachforschungen bedürfen, um an weitere Informationen zur Person Gottschalks zu gelangen. Vielleicht trägt die Veröffentlichung des Fundes dazu bei.