Pläne zur Nutzung des Diezer Fruchtspeichers als Rathaus und Schule, 1914

    Juli 2021

    Die derzeit wieder aktuelle Suche nach einem geeigneten Standort für das Diezer Rathaus ist nicht neu. Neben dem Wunsch nach einer möglichst zentralen Lage war stets der Bedarf eines ausreichend großen Sitzungssaals für die Stadtverordneten und für die interessierte Öffentlichkeit ausschlaggebend. Das historische, immerhin fast drei Jahrhunderte lang als solches genutzte Rathaus am Alten Markt war bereits 1872 verlassen worden, um der katholischen Kirchengemeinde Platz zu machen. Danach tagte der Rat u.a. in der Schulstraße, wo er sich das Gebäude mit der Mittelschule teilte. Auch die Diezer Schulen suchten bis in die 1960er Jahre hinein immer wieder nach passenden Standorten.

    Anfang des Jahres 1914 gab es die Idee, durch einen Umbau der alten Kaserne, des ehemaligen Fruchtspeichers, beide Standortprobleme gleichzeitig zu lösen. Mit den Entwürfen war der Frankfurter Architekt Rolf Restle betraut. Von seinen Entwürfen sind zwei Fassadenansichten und sieben Briefe an einen in Diez weilenden Mitarbeiter erhalten. Aus den Dokumenten ist zu entnehmen, dass wahlweise zwei oder drei Stockwerke des Fruchtspeichers umgebaut werden sollten. In der dreistöckigen Version hätte, aus Sicht des Vorplatzes, das Rathaus die linke Gebäudehälfte eingenommen, die Schule die rechte Seite.

    Die zweigeschössige Umbauversion, zu der es keine Zeichnungen gibt, hätte das Rathaus nicht im Fruchtspeicher untergebracht. Stattdessen wäre nebenan ein Rathausneubau anstelle des alten Spritzenhauses entstanden. Im Erd- und Obergeschoss des Fruchtspeichers wären dann die Schule und das Museum untergebracht worden.

    Warum die Umbauten nicht ausgeführt wurden, lässt sich nach jetzigem Kenntnisstand nicht feststellen. Die wohl wahrscheinlichsten Gründe sind die veranschlagten Kosten von 91.000 Mark ohne Heizungsanlage und der im August desselben Jahres begonnene Erste Weltkrieg.


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