Plan der Wildweiberlei-Höhlen bei Altendiez, 1920

    November 2018

    Der heute als „Baggersee Diez‟ bekannte kleine Freizeitpark ist das Ergebnis eines dort jahrzehntelang betriebenen Abbaus von devonischem Massenkalk. Wie auf alten Fotos zu sehen ist, ragten im frühen 20. Jahrhundert an der gleichen Stelle des Altendiezer Lahnufers noch bizarre Felsformationen hoch über dem Fluss empor, ein Anblick, der an eine Kalkstein-Version des Loreleyfelsens denken lässt.

    Um 1920 stand der Abbau einer Felsmasse bevor, in der sich ein kleines natürliches Höhlensystem befand. Es war bekannt, dass diese Höhlen vorgeschichtliche Relikte enthielten. Wegen der unzugänglichen Lage auf halber Höhe des Felsmassivs aber hatte bislang niemand dort systematische Grabungen vorgenommen. Doch nun drängte die Zeit. Als Fachmann übernahm der Diezer Historiker und Archäologe Hermann Heck die Grabungsleitung zur Erforschung der Höhlen und ihrer Umgebung. Die Hauptphase der Arbeiten beanspruchte die Frühlings- und Sommermonate des Jahres 1920. Das kleine Grabungsteam förderte dabei zahlreiche Artefakte zutage, die der späteiszeitlichen Kulturstufe des „Magdalénien‟ aus der Zeit um 13.000 bis 12.000 v. Chr. zuzuweisen sind. Es handelt sich um steinerne Klingen, Stichel, Schaber, Messerchen, Abschlagreste, Bohrer und ähnliche Werkzeuge. Außerdem wurden Tierknochen und -zähne und Relikte späterer steinzeitlicher Aktivitäten gefunden, insgesamt rund 200 Fundstücke. Heck klassifizierte die eiszeitlichen Funde begeistert als „Aufdeckung einer vollständigen Werkstatt mit allem Zubehör‟. Sie geben einen guten Einblick in den dortigen Aufenthalt kleiner Menschengruppen, die in den Höhlen rasteten und ihre Werkzeuge überarbeiteten.

    Zu Beginn der Grabungen, am 11. April 1920, zeichnete der Diezer Architekt Paul Baltzer eine maßstäbliche Übersicht über die Struktur des Höhlensystems. Er gliederte das System in Höhle 1 und 2, einen Kessel und mehrere, mit Buchstaben benannte Kammern. Durch entsprechende Vermerke im Inventarbuch sind die Fundorte der einzelnen Gegenstände noch heute genau nachzuvollziehen.


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