Souvenirfotos Pariser Schauspielerinnen und Schauspieler, 1899
Der 1873 geborene spätere Diezer Bürgermeister Robert Heck stammte aus einer
wohlhabenden Händlerfamilie. Schon als Fünfjähriger verwaist, wurde Heck zum
Erben eines beträchtlichen Vermögens. Dies versetzte ihn später in die Lage,
ein Leben als Privatier zu führen. Obwohl er Pharmazie studiert hatte, ging er
diesem Beruf nicht nach, sondern verfolgte ein persönliches Bildungsprogramm
mit Reisen, Geschichts- und Sprachstudien und lokalpolitischem Engagement.
Zu Hecks Reisezielen gehörte Paris, wo er sich u.a. im Jahr 1899 aufhielt.
Paris war zu dieser Zeit die kulturelle Hauptstadt Europas, geprägt von einer
lebendigen Opernszene, Theatern, Café-concerts mit gemischtem
Unterhaltungsprogramm und vielen Variété- und Cabaretbühnen. Der Art nouveau
brachte eine neue Eleganz ins öffentliche Leben. An der Sorbonne war kurz zuvor
die Radioaktivität entdeckt worden und die riesenhafte Weltausstellung zur
Jahrhundertwende war in Vorbereitung. Was Robert Heck damals in Paris vorfand,
war eine kulturelle Verdichtung wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Zwei Klappetuis mit handsignierten Porträtfotos geben einen Hinweis darauf, was
Heck davon mitbekam. Die Fotos zeigen drei damalige Berühmtheiten, wovon zwei,
nämlich Sarah Bernhardt und Coquelin, internationales Ansehen hatten. Bernhardt
war für den ausdrucksstarken Stil ihrer tragischen Rollen bekannt, der auch
diejenigen in Bann zog, die kein französisch sprachen. Coquelin war seinerzeit
die Personifikation des Cyrano de Bergerac und Odette Dulac, von der Heck vier
signierte Fotos besaß, war eine Sängerin, Bildhauerin und Schriftstellerin. Sie war für ihre mit sanfter Sopranstimme vorgetragenen Chansons in den Café-concerts hoch geschätzt.
Für Heck waren seine Pariser Erlebnisse offenbar von großem Wert. Wie ein Foto
aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zeigt, standen die beiden aufgeklappten
Porträtetuis an prominenter Stelle in seinem Arbeitszimmer. Mit dem Heckschen
Vermächtnis an die Stadt Diez sind sie in den städtischen Sammlungsbestand
übergegangen, wo sie dauerhaft verwahrt werden.