Zur Geschichte
Diez wurde erstmals im Jahr 790 in einer Urkunde Karl des Großen erwähnt. Selbst der Name Diez musste verschiedene Veränderungen über sich ergehen lassen: In der Ursprungsform hieß es Theodissa, später Diedesse, dann Dietze, Dietz, um in der heutigen Schreibweise Diez zu verbleiben.
Die Diezer Grafen sind schon um das Jahr 1000 aufgetreten. Der erste Graf soll ein gewisser Embricho (Emicho) oder Embreko (Emmerich) gewesen sein. Der Erbauer der mächtigen Diezer Burg soll dessen, dem Namen nach unbekannter Bruder gewesen sein. Diese auf einem hohen Porphyrfelsen errichtete Burg ist das Wahrzeichen der Stadt Diez. Erbaut wurde sie im 11. Jahrhundert; das genaue Datum ist nicht mehr feststellbar.
Gräfin Sophie Hedwigs Sohn Wilhelm Friedrich, 1656 in den Reichsfürstenstand erhoben, heiratete die Prinzessin Albertine Agnes von Oranien, eine Enkelin Wilhelmus´ von Nassauen. Diese Oranienprinzessin erbaute 1672-1684 auf den Grundmauern des ehemaligen Benediktinerklosters Dirstein bei Diez das Schloss Oranienstein.
Nach 1697 wurde dieses von ihrer Schwiegertochter, Fürstin-Regentin Henriette Amalie von Anhalt-Dessau zum Barockschloss umgebaut. Das vormalige Kloster Dierstein wurde im 30jährigen Krieg zerstört. Nur die ehemalige Klostermühle an der Lahn blieb erhalten. Dort befindet sich heute ein beliebtes Ausflugslokal.
Fürstin Albertine Agnes begann auch den Bau der sogenannten Neustadt, der von Amalie fortgeführt wurde. Zahlreiche zum Teil noch sehr gut erhaltene Fachwerkhäuser verraten unleugbar holländischen Einfluss und zeugen damit von der damaligen engen Verbindung zu den Niederlanden.
Fürst Wilhelm V. von Nassau-Diez-Oranien schenkte 1796 der Stadt den Hainwald. Eine Erinnerungssäule auf dem sog. Sternplatz erinnert noch heute daran.
Seine Gemahlin Friderike Wilhelmine von Preußen, eine Nichte Friedrichs des Großen, ließ in den prächtigen Fachwerkhäusern der Schulstraße eine Industrieschule errichten. Dort wurden gleichermaßen Knaben und Mädchen in geistiger und handwerklicher Tätigkeit unterrichtet und erzogen.
In späteren Jahren war dort eine Realschule und nochmals später die Mittelschule untergebracht. Heute befinden sich in diesen Häusern gemütliche Gaststätten und Gewerbebetriebe. Im 18. Jahrhundert hatte sich Diez bedeutend vergrößert und zu einer blühenden Handelsstadt entwickelt. Lahnschiffe brachten hauptsächlich begehrte Waren aus den Niederlanden. Das alte Zollhäuschen auf der alten Lahnbrücke zeugt noch heute von der Bedeutung dieses Verkehrsweges für die Stadt. Das am meisten transportierte Gut dürfte neben dem Lahnmarmor Getreide gewesen sein. Der Diezer Getreidemarkt war berühmt und nach den dortigen Umsätzen richteten sich die Preise weit und breit.
Nachdem die Stadt in das Herzogtum Nassau einbezogen
wurde, installierte sich hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts
nassauisches Militär. Der erste Garnisonssitz für diese Truppen war der
ehemalige Fruchtbau, die heutige sog. alte Kaserne. Das Herzogtum Nassau ging schließlich an Preußen über, und 1867 wurde im Schloss Oranienstein eine preußische Kadettenanstalt eingerichtet. Sie verblieb dort bis 1918. Danach wurde Schloss Oranienstein verschiedenen Zwecken zugeführt. Heute befindet sich dort ein Stab der Bundeswehr.
Ebenfalls 1867 wurde Diez Kreisstadt des neugeschaffenen Unterlahnkreises. Dieser bestand bis 1971; im Zuge der Verwaltungsreform des Landes Rheinland-Pfalz wurde der Loreleykreis und der Lahnkreis zum neuen Rhein-Lahn-Kreis zusammengefasst, Bad Ems wurde die neue Kreisstadt. Gleichzeitig ist Diez Sitz der neuen Verbandsgemeindeverwaltung geworden. Diese versieht heute den größten Teil der anfallenden Verwaltungsaufgaben der Stadt Diez und 22 umliegender Gemeinden
F r e i e n diez?
Mit Verfügung des Oberpräsidenten der ehemaligen Provinz Hessen-Nassau wurde 1938 die finanzstarke Gemeinde Freiendiez mit damals über 3000 Einwohnern und mehr als 900 ha Gemarkungsfläche in die Stadt Diez eingemeindet. Die ehemalige selbständige Gemeinde Freiendiez erhielt die neue Bezeichnung Stadtteil Diez-Ost. Erst vor einigen Jahren konnte die offizielle Rück-Benennung des Stadtteils in Freiendiez erreicht werden.
Die Diezer Kalkindustrie
An der Straße nach Aull wurden um 1870 große Kalksteinvorkommen erschlossen. Dort hatte sich die Diezer Kalksteinindustrie etabliert. Der Kalkstein wurde zuerst in Kuppel- und Schachtöfen gebrannt, die später durch moderne Hochöfen ersetzt wurden. Aus dem anfallenden Lehmabraum entstanden Backsteine, die ebenfalls in Ringöfen gebrannt wurden. 1875 wurden allein in den Öfen in der Oraniensteiner Straße 1.350 t Weißkalk gebrannt.
Gewerbe, Handwerk und Kuren aus Tradition
Schon von alters her gibt es in unserer Stadt bodenständige, gesunde Handwerksbetriebe. Die Bedeutung der Landwirtschaft ging in Diez wie fast überall wesentlich zurück. Große Landflächen gingen allerdings auch verloren durch Industrieansiedelung und Erschließung neuer Wohngebiete.
Im Jahre 1924 wurde in Diez das Felke-Naturheilbad gegründet. Es gibt nur zwei Felke-Kurorte auf der Welt, einer davon ist Diez. Pastor Felke, der „Erfinder“ der nach ihm benannten Kuren, hat es meisterhaft verstanden, natürliche Behandlungsmethoden zu einem idealen System zusammenzufassen.
Das Felkebad in seiner früheren Form gibt es heute nicht mehr; stattdessen wurde 1998 eine Fachklinik für Mutter, Vater und Kind an diesem Standort errichtet, die jedoch im Jahr 2018 geschlossen wurde. In den Gebäuden sind heute eine Pflegeeinrichtung, ein Kindergarten, eine Arztpraxis und eine Niederlassung des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft e. V. untergebracht.